Wie alles begann
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Christian und Therese sehen auf einen Blick, was im Elim im Wasen war und was ist: Die kaputte Hausmauer, die ihr Sohn damals beim Rückwärtsfahren mit dem Auto hinterliess. Den frischen Anstrich der Fenster, den es heute bräuchte. Die Tanne im Garten, die sie damals pflanzten und die heute meterhoch in den Himmel ragt. Die Wohnung, in der sie damals mit ihren vier Kindern wohnten und die heute das Büro vom Elim ist, in dem wir uns zum Gespräch treffen. 

Zum Gespräch über damals und heute mit dem Institutionsleiter Daniel Berger und den Stiftern Therese und Christian Waber.

Christian Waber: Ich war damals als Nationalrat politisch engagiert und merkte, dass es für meine Argumente auch Taten brauchte. Wir wollten Müttern und ihren Kindern in der Zeit nach der Geburt mit ihren Kindern helfen.

Therese Waber: Dazu kam, dass wir in unserem familiären Kreis in Kontakt kamen mit einem Mutter-Kind-Haus. Da haben wir durch Besuche einen Einblick erhalten in das, was sie dort tun. 

Christian Waber: Das hat uns inspiriert und so kamen wir auf die Idee für ein Mutter-Kind-Haus. Wir haben die Stiftung gegründet, aber hatten eigentlich keine Ahnung, wie das geht. Wir hatten die Unterstützung von sehr vielen Leuten, auch finanziell. Aber wenn wir gewusst hätten, was da auf uns zukommt, hätten wir es vielleicht nicht gemacht.

Therese Waber: Das weiss ich nicht. Wir wussten einfach nicht, wie man das macht. 

Daniel Berger: So sind ja verschiedene Sozialwerke entstanden: Am Anfang war eine Idee und guter Wille da, viel Pioniergeist. Aber gut gemeint ist noch nicht gut: Die Idee muss auf entsprechendes Fachwissen aufgebaut werden, um sie langfristig zu positionieren. Am Anfang war es schwierig, die Idee fachlich zu positionieren. Aus heutiger Sicht ist eure Anfangsidee aber trotzdem ein wichtiger Teil der Geschichte vom Elim, die mit einer anderen Idee wahrscheinlich anders verlaufen wäre.

Therese Waber: Ja, das kann sein. Also ich habe es nie bereut, dass wir das gemacht haben. 

Christian Waber: Wir hatten am Anfang personelle Probleme und suchten eine neue operative Leitung. Da kam Dani ins Spiel. Obwohl er mich gehasst hat.

Daniel Berger: Also um das klarzustellen: Gehasst habe ich ihn nie! Aber mit seinen politischen Aussagen hat er mich aufgeregt. (Wabers lachen.) Ursprünglich hatte ich Christian als Mentor angefragt, weil ich das für eine Ausbildung brauchte. Ich wollte jemanden, der mich herausfordert und spannend ist, weil er anders denkt als ich.

Christian Waber: Er hat mich kontaktiert und wir haben uns zu einer Pizza getroffen. Ich hatte an diesem Abend eine Migräne. Wir haben uns sofort gut verstanden. Ich wusste, dass er Sozialpädagoge ist und habe ihn an diesem Abend gefragt, ob die Leitung des Elim etwas für ihn wäre?

Daniel Berger: Das ist schon speziell: Christian war damals Nationalrat und hatte Migräne an diesem Abend. Trotzdem hat er den Termin mit mir nicht abgesagt. Obwohl es ja eigentlich kein wichtiger Termin für ihn war. Also ich hätte diesen Termin wohl abgesagt. Aber aus heutiger Sicht war dieses Treffen eben doch sehr wichtig und wegweisend für das Elim. Das habe ich nie vergessen. 

Als ich meiner Frau Andrea später zu Hause vom Elim erzählte, fand sie die Anfrage sofort interessant. An einem freien Samstag haben wir uns mit unseren Kindern das Elim angeschaut. Wir liefen durch das Haus und etwas hat uns abgeholt. Wir waren einfach wohl hier. Das Anliegen für Mutter und Kind hat mich aus fachlicher Sicht gepackt, weil es so nachhaltig ist. 

Christian Waber: Das Elim stand damals auf der Kippe. Therese hat mit anderen Frauen zusammen vorübergehend das Operative übernommen. Wir brauchten sehr dringend eine kompetente Person und waren sehr froh, als Dani zusagte.

Daniel Berger: Ich weiss noch, wie ich an meinem ersten Tag hier ins Büro kam und mich umsah. Dann habe ich die Stiftungsratsprotokolle studiert. Da dachte ich, ich hätte nicht die richtigen Fragen gestellt und sei in einem Desaster gelandet. Für mich war klar: Wir werden in den kommenden sechs Monaten hier untergehen. Aber ich wusste auch: Am nächsten Tag wird eine Mutter mit ihrem kleinen Kind ankommen und für sie -wollte ich noch eine wertvolle Zeit ermöglichen. Das war mein Fokus: Dieses Baby, diese Mutter. Danach müssten wir aufhören. Eigentlich habe ich schon losgelassen und innerlich aufgegeben. 

Was dann kam, war eigentlich ein Wunder: Wir hatten offene Türen auf allen Ebenen, im Stiftungsrat, bei den Behörden. Auch finanziell sind einige Wunder passiert. Plötzlich lag eine Spende von CHF 20’000 im Briefkasten.

Therese Waber: Ja, das weiss ich auch noch genau. Wie ich zum Briefkasten ging und diese Zusage für CHF 20‘000 darin fand. Die Spenderin erkundigt sich noch heute, wie es dem Elim geht. 

Daniel Berger: Da habe ich gelernt: Es gibt einen Weg! Geld kommt im richtigen Moment.

Christian Waber: Wir haben gesehen, dass mit Dani und Andrea ein neuer Wind einschlug. Mit ihnen kam das Elim zum Fliegen. Dani hat Beziehungen und Netzwerke zu den Behörden eingebracht und hat die Idee weiterentwickelt.

Daniel Berger: Den Stiftungszweck haben wir leicht verändert und wir haben die Zielgruppe von Müttern auf Eltern erweitert. Es sind immer noch vor allem Mütter, aber zum Teil kommen auch Väter dazu. Irgendwann haben wir auch gemerkt, dass es gut wäre, einen Zwischenschritt zu gehen von der 24-Stunden-Betreuung. Ein Jahr danach habe ich den Antrag gestellt für das abgestufte Angebot. Dann hat es sich Schritt für Schritt entwickelt. Als die erste konkrete Anfrage von jemandem im Umfeld kam, hatten wir im Haus keinen Platz mehr. Ich habe spontan angeboten, eine zusätzliche Wohnung zu mieten. Alle waren einverstanden und der Vermieter hat mir direkt den Schlüssel in die Hand gegeben. Dann kamen weitere Wohnungen dazu, Schritt für Schritt. Und irgendwann auch die Standorte Wiedlisbach und Steffisburg.

Christian Waber: Überhaupt nicht. Wir sind sehr dankbar für die Professionalisierung. Wir finden es gut, dass das Elim sich so entwickelt.

Therese Waber: Ich wäre eher enttäuscht, wenn nichts mehr wäre.

Therese Waber: Dass es weiter geht. Dass der Stiftungsgedanke weitergeht.

Christian Waber: Ja, dass der Gedanke im gesamtgesellschaftlichen Umfeld Platz findet und das Anliegen für Mutter und Kind gesellschaftlich akzeptiert wird.

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